Wie gelingt die Balance zwischen Mutterschaft und Selbstständigkeit, Lea Groß?

Wie gelingt die Balance zwischen Mutterschaft und Selbstständigkeit, Lea Groß?

Wie gelingt die Balance zwischen Mutterschaft und Selbstständigkeit, Lea Groß?

Lea Groß ist selbstständige systemische Coach und Consultant. Im Interview schildert sie, wie sie ganz persönlich Selbstständigkeit und Mutterschaft vereinbart und sichtbar macht. Weshalb es dafür auch Kreativität braucht, was ihr hilft, Herausforderungen im Alltag zu meistern und warum für gelingende Vereinbarkeit mehr Mut notwendig ist, beschreibt sie in ihren Antworten.

Liebe Lea, stell dich erstmal kurz vor.

Ich bin selbstständige systemische Coach und Consultant. Im Coachingbereich arbeite ich mit Fach- und Führungskräften an ihren individuellen Herausforderungen und Plänen sowie der beruflichen Weiterentwicklung, im Consultingbereich führe ich Workshops mit (Führungs-)Teams durch, zu den Themen Strategie, Unternehmenskultur, Leadership und Teamwork. Auch gebe ich Trainings zu ausgewählten Themen wie Führung, agiles Projektmanagement und Kommunikation.  Mittlerweile bin ich Mitte dreißig, habe eine Tochter und lebe gemeinsam mit meinem Partner in Bremen. 

Lea Groß - Interview für Work & Play

Wie vereinbarst du Selbstständigkeit und Familie?

Die Vereinbarkeit von Selbstständigkeit und Familie verlangt uns viel Kreativität und Organisation ab. Als meine Tochter vier Monate alt war, habe ich den ersten Workshop gegeben. Damals ist die gesamte Führungstruppe eines Unternehmens, mit dem ich schon lange zusammenarbeite nach Bremen gekommen, damit ich in den Pausen stillen konnte – mein Mann hat die Kleine vorbei gebracht. Manchmal sind die beiden mit zu Veranstaltungen gekommen und haben mit mir im Hotel übernachtet. Das ging nur, weil mein Mann ebenfalls selbstständig ist und seine Termine flexibel legen kann. 

Ich habe das als sehr empowernd und toll empfunden und mochte es, bei meinen Kund:innen mit meinem Unternehmertum in Kombination mit meiner Mutterschaft so sichtbar zu sein. Gleichzeitig war es ein Kraftakt und wahnsinnig anstrengend. 

Mittlerweile geht meine Tochter in eine Kita, das schafft Freiraum. Im ersten Kitajahr haben wir allerdings nur einen halben Betreuungsplatz bekommen – sprich drei Tage die Woche. Also mussten mein Mann und ich weiter Termine hin und her schieben und uns sehr genau absprechen. Freund:innen und meine Mutter unterstützen uns und Sonntags wird ein individueller Wochenplan erstellt, wer was wann wie arbeiten kann. Ab Sommer 2023 ist meine Tochter Vollzeit in Betreuung und wir freuen uns sehr, dass dann noch mehr Luft in Sicht ist.  So oder so, die meisten Nachtmittage sind für gemeinsame Abendteuer reserviert und ich bin so froh, dass ich meine Termine so legen kann, wie es gut für uns passt. 

Was sind im Alltag die größten Herausforderungen?

Ich finde es sehr schwierig, genügend Zeit für mich selbst einzuräumen. Ich stecke voller Energie, Ideen und setze Dinge meist direkt um. So nutze ich die freie Zeit, die mir bleibt, zur Entwicklung von Konzepten oder für die Entwicklung meines Unternehmens. Und natürlich möchte viel Zeit mit meiner Tochter und meinem Partner verbringen, da fällt die me-time oft hinten runter. Seit kurzem habe ich wieder eine Sportroutine und feste Kaffeeverabredungen mit meinen Freund:innen. Das hilft mir. 

Was hilft dir darüber hinaus im Alltag? Was entlastet dich?

Ohne meine Freund:innen, meine Mutter und die Unterstützung anderer Eltern würde es nicht gehen. Wir haben mittlerweile ein enges Netzwerk geknüpft, sodass wir meine Tochter auch mal kurzfristig mit einem guten Gefühl unterbringen können. Im Gegenzug haben wir immer auch andere Kinder bei uns. Das ist nicht nur wirklich hilfreich, sondern macht auch großen Spaß. 

Welche Änderungen im System würdest du dir wünschen?

Es gibt noch so viel zu tun. Vor allem wünsche ich mir, dass Elternschaft sichtbarer wird, dass die Bereiche Arbeit und Pflegeaufgaben weiter zusammenwachsen und nicht getrennt voneinander gedacht werden (müssen). Es gibt schon so viele Modelle, die Organisationen einfach adaptieren könnten. Leider merke ich, dass es immer noch Vorbehalte und fragwürdige Einstellungen gibt, die dem entgegenstehen. Es braucht Aufklärung, Rollenvorbilder, einen angeregten Diskurs, finanzielle Mittel und viele mutige Eltern, die sich trauen, Freiräume und Möglichkeiten einzufordern. 

Lea Groß - Interview für Work & Play

Vielen Dank für deine Antworten, liebe Lea. Wenn ihr mehr erfahren oder mit Lea in Kontakt treten wollt, schaut gerne auf ihrer Webseite, bei LinkedIn oder Instagram.

Weitere Interviews mit Selbstständigen und Gründer:innen, die ihre ganz persönlichen Herausforderungen und Lösungsansätze für mehr Vereinbarkeit schildern, findet ihr hier.

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