Wie verändert sich die Selbstständigkeit, wenn plötzlich ein Kind da ist? Vier Fragen an Alina Esken

Wie verändert sich die Selbstständigkeit, wenn plötzlich ein Kind da ist? Vier Fragen an Alina Esken

Wie verändert sich die Selbstständigkeit, wenn plötzlich ein Kind da ist? Vier Fragen an Alina Esken

Beitragsbild: Interview mit Alina Esken

Wie ist es, nach nur zwei Monaten Elternzeit wieder in die Selbstständigkeit einzusteigen? Und welche Vorteile bietet die selbstständige Arbeit mit Blick auf Vereinbarkeit? Alina ist freiberufliche Illustratorin & Kommunikationsdesignerin und hat seit März 2023 eine Tochter. Im Interview spricht sie über ihre Erwartungen an die Selbstständigkeit mit Kind und darüber, dass die Realität davon manchmal ganz schön abweicht.

Wie vereinbarst du Selbstständigkeit und Familie?

Vereinbarkeit war immer das Thema, bei dem ich bei Netzwerktreffen weggehört habe. Ich habe das nicht so ernst genommen und dachte „Man macht sich halt einen guten Plan – zu zweit wird das doch klappen. Und arbeiten kann man doch drumherum, wenn das Kind schläft. Vor allem als selbstständige Person.“ 

Da lag ich wohl falsch. Vereinbarkeit ist gerade die größte Herausforderung für mich. Ich habe nach zwei Monaten Elternzeit wieder in Teilzeit in meiner Selbstständigkeit angefangen, meine Frau ist weiterhin Vollzeit in Elternzeit, beginnt aber auch bald wieder in Teilzeit zu arbeiten. 

Momentan arbeite ich vier kürzere Tage von zuhause und einen langen Tag aus meinem Atelier.  Wir planen am Wochenende immer die kommende Woche, tauschen uns über anstehende Termine aus. Damit fühle ich mich dann gut vorbereitet. 

Leider sind viele Termine wie z.B. bei Ärzten oft nur vormittags möglich und durchkreuzen dann die geplante Arbeitszeit. Dass ich so flexibel bin, ist einer der größten Vorteile der Selbstständigkeit. Jedoch verschiebt sich dadurch meine Arbeitszeit manchmal weit in den Nachmittag oder Abend und so sieht dann doch wieder jede Woche anders aus und ein wirklicher Rhythmus entwickelt sich nur langsam. 

Frau hält Hand eines Babys - Bild im Beitrag zu Alina Esken
Foto: Alina Esken

Was sind im Alltag die größten Herausforderungen?

Auf Knopfdruck arbeiten. Als Gestalterin erfordern die meisten Projekte viel Kreativität – jede Gestaltung soll meine ganze Aufmerksamkeit bekommen. Diese dann abzurufen wenn es nötig ist, fällt mir manchmal schwer und ich freue mich dann zeitweise sehr über eher eintönige Aufgaben, die ich vor der Zeit als Mama etwas weniger begeistert bearbeitet habe.

Was hilft dir? Was entlastet dich?

Ein Wochenplan, gute Absprachen mit meiner Frau und manchmal neu zu priorisieren, was an dem Tag jetzt wirklich wichtig ist. Denn das ist eben auch der Luxus einer Selbstständigkeit – ich kann jederzeit eben auch bei meiner Tochter sein und MUSS NICHT von 8 – 15 Uhr arbeiten (die Projektlage muss das natürlich auch entsprechend zulassen).

Zudem hilft es mir manchmal kurz einen Kaffee mit vertrauten Menschen zu genießen oder einen Spaziergang zu machen, um dann wieder mit offenen Augen nach Hause zu kommen und zu sehen welches Glück ich habe.

Zwei Tassen mit der Beschriftung "Mama" - Bild im Beitrag zu Alina Esken
Foto: Alina Esken

Welche Änderungen im System würdest du dir wünschen?

Ein einfacherer Umgang mit dem Elterngeld für Selbstständige – berücksichtigt wird derzeit zum Beispiel nur Zahlungseingang meiner Kunden, nicht das Rechnungsdatum. Es liegt jedoch nicht bei mir, wann meine Kunden ihre Rechnung wirklich bezahlen und es lässt sich kaum steuern. Das ist für mich eine große Hürde in dem Bereich. 

Und natürlich die Betreuungssituation in Bremen. Ein einfacherer unterjähriger Einstieg in einer KiTa wäre sinnvoll. Warum haben Kinder, die nicht zwischen Juni und Oktober geboren sind andere Voraussetzungen, sich mit gleichaltrigen Kindern zu umgeben als die Sommerkinder? 

Zudem entstehen so Betreuungslücken, die Eltern selber abdecken müssen und die natürlich auch teuer sind. 

Vielen Dank für das Interview! Wer mehr zu Alina erfahren will, kann auf ihrer Webseite, bei LinkedIn oder Instagram vorbeischauen. Weitere Interviews mit Gründer:innen und Selbstständigen, die von ihren Erfahrungen rund um die Vereinbarkeit sprechen, findet ihr hier.

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