Ich sehe was, was du nicht siehst – und das sind meine Bedürfnisse

Ich sehe was, was du nicht siehst – und das sind meine Bedürfnisse

Ich sehe was, was du nicht siehst – und das sind meine Bedürfnisse

Ich muss zugeben, so ganz wahr, ist der Titel nicht. Denn meine eigenen Bedürfnisse zu sehen, fiel und fällt mir nicht besonders leicht. Damit bin ich nicht alleine. Es gibt unzählige Ratgeber und Coachings, die helfen sollen, die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen und zu erfüllen. Was mir auf dem Weg hilft, beschreibe ich im Beitrag.

Ich bin weder Psychologin noch Coachin. In diesem Beitrag beschreibe ich lediglich, wie ich mich selbst mit dem Thema auseinander gesetzt habe. Vielleicht hilft es ja, um einige Anregungen oder Denkanstöße zu bekommen.

Drei Wochen alleine auf dem Camino de Santiago: Nur meine Bedürfnisse und ich

Vor einigen Jahren war ich auf dem Jakobsweg in Spanien. In knapp zwei Wochen bin ich die 400 Kilometer von Leon bis nach Finisterre gelaufen. Es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich so eine Art von Reise und noch dazu ganz alleine unternommen habe. Das Alleinsein war mir damals besonders wichtig. Ich wollte endlich mal nur für mich entscheiden können.

Immer wieder gab und gibt es in meinem Leben Situationen, in denen eigentlich alles gut ist. Dennoch fühlt es sich nicht so an. Irgendwas lässt mich unruhig und getrieben fühlen. Heute weiß ich, was der Grund dafür ist: Ich habe meine Bedürfnisse nicht gut im Blick bzw. sorge ich nicht genug dafür, dass sie erfüllt werden.

Jakobsweg: Bedürfnisse wahrnehmen

Auf dem Jakobsweg konnte und musste ich das plötzlich tun. Meine einzige Aufgabe war es jeden Tag zu laufen. Etwa 30 Kilometer legte ich täglich zurück. Währenddessen ging es erstmal nur um die Grundbedürfnisse: Essen und trinken, ausruhen, schlafen. Nach ein paar Tagen kamen soziale Bedürfnisse dazu. Ich wollte alleine auf dem Jakobsweg sein, um nur auf mich hören zu müssen. Um mich mit niemanden abstimmen zu müssen. Um keine Kompromisse eingehen zu müssen. Doch plötzlich fühlte ich mich einsam und unsicher. Um mich herum nahm ich nur noch die Gruppen wahr und wollte ein Teil davon sein. Gleichzeitig stellte ich fest, dass ich mich nicht in jeder Gesellschaft wohl fühlte. Der Jakobsweg gab mir die Freiheit, keine Erklärungen abgeben zu müssen. Ich konnte meine Zeit mit bestimmten Menschen verbringen oder es sein lassen, ohne die Entscheidung begründen zu müssen. Der Jakobsweg gibt ein Setting vor, in dem jeder erstmal auf sich gucken und seine eigenen Bedürfnisse in den Vordergrund stellen darf. Das war für mich neu und extrem hilfreich.

Zurück zu Hause war es mein Wunsch, einige Erkenntnisse der Reise in meinen Alltag zu integrieren.

Der Blick auf mich und meine Bedürfnisse

Ablenkungen reduzieren

Die Zeit auf dem Jakobsweg war extrem reduziert. Ich hatte alle Benachrichtigungen auf dem Handy ausgeschaltet und das Handy sowieso die meiste Zeit im Flugmodus. Außerdem versuchte ich, mich immer nur auf eine Sache zu konzentrieren. Laufen, essen, die Unterkunft für den Abend auswählen, ein Gespräch führen. Diese Fokussierung half mir, mich besser auf den jeweiligen Moment konzentrieren zu können. Die Überflutung durch das Außen zu reduzieren, war für mich eine wichtige Voraussetzung, um meine eigenen Bedürfnisse überhaupt wahrnehmen zu können.

Bedürfnisse erkennen

Bedürfnisse und Werte definieren

Was ist mir eigentlich wirklich wichtig? Die Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten. Wenn Entscheidungen in Gruppen anstehen, bin ich oft diejenige, die sagt, es sei mir egal. Und oft bin ich überzeugt, dass es mir wirklich egal ist. Ich habe eine gewisse Anpassungsfähigkeit, die in vielen Situationen bequem ist, weil sie Aushandlungen reduziert. Aber ist es mir wirklich immer egal? Um das herauszufinden, hat es mir geholfen, meine Werte und Bedürfnisse aufzuschreiben.

Dazu habe ich mir Aufzählungen von Bedürfnissen gesucht und all die aufgeschrieben, die mich angesprochen haben. Genauso bin ich mit meinen Werten verfahren. So konnte ich zunächst ein Bewusstsein für mich schaffen.

Ziele formulieren

Ich halte nicht so viel von Fünfjahresplänen, da zu viele Dinge im Leben unvorhersehbar sind. Es gibt so viele Ereignisse, die nicht planbar sind, aber unser Leben beeinflussen. Dennoch finde ich es hilfreich, einmal in einem ausgiebigen Reflexionsprozess auf die nächsten 12 Monate zu schauen. Dazu gibt es diverse Übungen, z.B. Ikigai. Damit lässt sich ein Fokus auf berufliche und/oder private Ziele setzen. Dort im Laufe des Jahres immer wieder drauf zu schauen, hilft, die eigenen Bedürfnisse immer wieder in den Vordergrund zu rücken. Genauso lässt sich auch auf den aktuellen Monat und auf die Woche schauen.

Nein sagen

Der Wunsch nach Harmonie und der Versuch, Konflikte zu vermeiden, führen auch häufig dazu, die eigenen Bedürfnisse zu ignorieren. Mir meine Bedürfnisse bewusst zu machen und mir Ziele zu setzen, lässt mich leichter Entscheidungen treffen. Letztendlich kann es eh nie gelingen, es allen recht zu machen. Am wenigsten wird man dabei nämlich sich selbst gerecht. Wie oft entsteht dadurch das Gefühl, für andere zurückzustecken, Kompromissbereit zu sein und dabei selbst auf der Strecke zu bleiben.

Auf das Bauchgefühl hören

Was mir eigentlich immer ziemlich gut meine Bedürfnisse verdeutlicht, ist mein Bauchgefühl. Meistens gibt es einen ganz klaren Impuls, der dann durch (vermeintliche) Erwartungen von außen in Frage gestellt wird. Hier lohnt es sich oft, nochmal genauer hinzuhören und dem Bauchgefühl Raum zu geben. Genauer habe ich dazu auch in dem Artikel geschrieben: Über die Kunst, Entscheidungen zu treffen.

2 Kommentare

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