Vereinbarkeit als Hebel, um Frauen in Gründung zu stärken

Vereinbarkeit als Hebel, um Frauen in Gründung zu stärken

Vereinbarkeit als Hebel, um Frauen in Gründung zu stärken

Der Anteil von Frauen in der Start-up-Szene liegt bei lediglich 20%. Wie in so vielen Bereichen unserer heutigen Arbeitswelt, sind auch in der Gründungsszene fehlende Möglichkeiten zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein zentrales Hemmnis für mehr Gründungen durch Frauen. Was muss sich ändern, damit mehr Frauen den Weg in Gründung und Selbstständigkeit finden?

Dass auch das Gründungs-Ökosystem von der Gender Gap geprägt ist, zeigen nicht zuletzt die neusten Ergebnisse des Female Founders Monitor 2022. Die Studie wird vom Startup-Verband herausgegeben und in Kooperation mit der Plattform StepStone durchgeführt. Mit der Studie wird das Gründungsgeschehen speziell von Frauen beleuchtet. Für die Erhebung wurden 1.976 Start-ups befragt, die am Deutschen Startup Monitor 2022
(DSM) teilgenommen haben.

Frauen in Gründung
Foto von CoWomen auf Unsplash

Fehlende Vereinbarkeit als zentrales Hemmnis

Die Ergebnisse zeigen, dass die Gründungen von Frauen im Vergleich zu den Vorjahren zunehmen, es aber weiterhin erbliche geschlechterspezifische Diskrepanzen gibt. Insbesondere die Gender Care Gap kommt in diesem Kontext zum Tragen. Nach wie vor investieren mehr Frauen als Männer Zeit in Sorgearbeit, wie Kinderbetreuung, Haushalt oder die Pflege von Angehörigen. Diese Zeit fehlt ihnen für die Existenzgründung.

Die Studienergebnisse belegen eindrücklich, dass Gründerinnen durch familiäre Aufgaben häufiger doppelt gefordert sind als Männer. Das liegt u.a. daran, dass die Zeit der Gründung häufig in die Phase der Familienplanung fällt, so haben mit 41 % fast die Hälfte der Gründerinnen bereits Kinder. Für Gründerinnen mit Kind(ern) reduziert sich die durchschnittliche wöchentliche Arbeitszeit um knapp sechs Stunden und sinkt damit erheblich – bei Gründern zeigt sich dieser Effekt dagegen nicht. Etwa die Hälfte der Frauen ist laut der Erhebung unzufrieden mit der Vereinbarkeit von Familie und Gründung. Und um es noch deutlicher zu machen: „81 % der Gründerinnen sehen den Ausbau der Angebote zur Vereinbarkeit von Familie und Gründung als wichtigen Hebel zur Stärkung des Startup-Ökosystems“ (FFM 2022).

Franziska Teubert, Geschäftsführerin des Startup-Verbands findet in der Pressemitteilung zur Studie deutliche Worte:

„Um Gründerinnen in Deutschland zu stärken und diesen Weg für mehr Frauen zur echten Option zu machen, müssen wir an die strukturellen Rahmenbedingungen ran. Das bedeutet: Auch Gründerinnen brauchen eine verlässliche Absicherung während der Familiengründung […] Dazu gehört ein Mutterschutz für Selbständige, eine Flexibilisierung der Elternzeit, eine bessere steuerliche Absetzbarkeit von Betreuungskosten und der flächendeckende Ausbau von qualitativen Betreuungsangebote.“

Franziska Teubert, Geschäftsführerin des Startup-Verbands

Frauen gründen anders

Insgesamt zeigt die Studie, dass Frauen in vielerlei Hinsicht anders gründen als Männer. So zeigen die Zahlen, dass im Vergleich zu Männern fast doppelt so viele Frauen alleine in Gründung gehen. Dass Frauen komplett ohne Co-Founder oder nur in kleinen Teams gründen, führt zu größeren Herausforderungen beim Zugang zu Ressourcen und Netzwerken.

Auch die Schwerpunkte der Gründungen und die Geschäftsfelder sind unterschiedlich. Schon bei den Studienabschlüssen zeigt sich die Gender Gap: Deutlich weniger Frauen schließen technische Studiengänge ab. Dahingegen liegen die Schwerpunkte weiblicher Gründungen in den Bereichen Konsumgüter und Food, der Textilbranche sowie in sozialen Branchen wie Medizin und Bildung. Um Frauen den Zugang zu relevanten Branchen des Gründungs-Ökosystems zu ebenen, seien digitale Bildung und MINT-Förderung für Mädchen zentrale Hebel.

Die sozialere Ausrichtung der Branchen zeigt sich auf beim Thema Purpose. 61 % der Frauen bzw. weiblichen Teams ordnen sich dem Bereich Social Entrepreneurship zu. Damit spielt der ökologische und gesellschaftliche Impact der Gründung für Frauen eine zentrale Rolle.

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Frauen erleben deutliche Diskrepanz bei der Finanzierung

Frauen haben häufig einen externen Kapitalbedarf und erhalten ähnlich häufig externe Finanzierungen wie Männer. Jedoch unterscheiden sich die Finanzierungssummen sehr stark. Das führt dazu, dass Frauen häufig zurückhaltender planen und ein geringeres Wachstum ihres Start-ups haben. Insgesamt sei der Zugang zur Investor:innen-Szene geringer und erfahrene Gründerinnen seien zudem seltener als Business Angel aktiv. Damit ist der Zugang zu Netzwerken und der Investmentszene für Frauen mit größeren Hürden verbunden.

Es braucht Verbesserungen in der Vereinbarkeit von Familie und Gründung

Die Zahlen zeigen eindrücklich, dass sich bei der Förderung von Frauen in Gründung dringend etwas tun muss. Bessere Rahmenbedingungen und Strukturen für Vereinbarkeit sind ein zentraler Hebel. Der Startup-Verband, der Bundesverband der Freien Berufe (BFB) und der Verein deutscher Unternehmerinnen (VdU) setzen sich gemeinsam für eine bessere Vereinbarkeit von Unternehmertum und Familie ein. Gemeinsam haben sie im Jahr 2022 ein Positionspapier veröffentlicht, mit dem mehr Diversität in der Wirtschaft durch bessere Vereinbarkeit von Unternehmertum und Familie gefordert wird. Im Papier geht es u.a. um Mutterschutz für selbstständige Frauen, besseren Elterngeld- und Elternzeitregelungen für Selbstständige, strukturelle Maßnahmen zur Kinderbetreuung und Vereinbarkeit als Thema in der Gründungsberatung (vgl. VdU).

Quellen:

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